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  4. 2014.06.01

Kreuz & Quer

Start der Therapiehundeausbildung

Kathrin Bulling für das Kreuz & Quer Sechs Teilnehmer lassen derzeit ihre Vierbeiner zum Therapiehund ausbilden. Der erste Teil der Schulung unter Leitung von Heidi Stehle von der Göppinger DRK-Rettungshundestaffel hat am letzten Mai-Wochenende stattgefunden.

Laute Stimmen, viele fremde Menschenbeine, so viel Ablenkung: Ben muss seinen Weg durch den sogenannten Leckerli-Tunnel suchen, ohne sich ablenken zu lassen. Geschafft, der Cockerspaniel rennt schnurstracks auf Frauchen Dagmar Tschurl zu und schafft es sogar, die von überall herkommenden verführerischen Düfte nach Lachsleckerei zu ignorieren.

Der Leckerli-Tunnel ist eine von vielen Übungen, die zur Schulung der Therapiehunde gehört. Am Wochenende vom 23. bis 25. Mai fand der erste von zwei Unterrichtsblöcken statt. Während am Freitagabend zur Einführung vor allem Kennenlern-Spiele und allgemeinere Informationen auf dem Programm standen, ging es am Samstag und Sonntag mit viel Theorie und Praxis zur Vorbereitung auf die Therapiebesuche weiter. Ende Juni folgt der zweite Kursblock, drum herum gibt es vier Hospitationen in Seniorenheimen und bei Kindern, am Schluss, Ende Juli, stehen eine schriftliche und eine praktische Prüfung an.

Die Ausbildung zum Therapiehund hat es in sich. Bevor es überhaupt losging, mussten Besitzer und Tier in einem Eingangstest zeigen, dass sie für die Arbeit mit kranken oder alten Menschen sowie mit Kindern geeignet sind. Die eingangs schnell belegten zwölf Plätze lichteten sich – sechs Teams blieben schließlich übrig, die mitmachen durften. Mit ihnen allen ist Heidi Stehle vollauf zufrieden, wie sie am Samstag, kurz vor Ende des Kurstages, verkündet: „Ihr macht das alle ganz toll.” Ihre Schüler strahlen stolz.

Die Kuchenerin Heidi Stehle ist stellvertretende Bereitschaftsleiterin der Rettungshundestaffel im DRK-Kreisverband Göppingen. Sie besuchte selbst schon Senioren mit ihrem Therapiehund und ist davon überzeugt, dass sich der Kontakt zu Tieren positiv auf das Lebensgefühl auswirkt. Im vergangenen Jahr machte sie beim DRK-Landesverband Hessen die Schulung zur Ausbilderin für Therapiehunde und ist die erste im DRK-Landesverband Baden-Württemberg, die Therapiehunde- Teams nach bundesweitem Rotkreuz Standard ausbilden darf.

Dagmar Tschurl weiß, wieso sie sich für die Schulung entschieden hat: „Ich habe eine Beschäftigung für mich und meinen Hund gesucht und ich möchte gerne etwas Gutes tun.“ Welchen Einsatzbereich sie sich später aussuchen will, wird sich noch zeigen. „Ich bin für alles offen”, sagt sie.

Nach dem Leckerli-Tunnel dürfen die Hunde auf der Wiese hinter der Unterkunft der Rettungshundestaffel ein bisschen toben, dann geht’s nach drinnen zur letzten Theorieeinheit. Heidi Stehle erklärt, was vor dem ersten Besuch mit dem Therapiehund zu beachten ist. „Wenn ihr das erste Mal in die Einrichtung zu einem Bewohner oder einem Kind kommt, dann lasst ihr den Hund im Auto”, sagt sie. „Immer erst erzählen, was ihr macht – die Frage: ‚Darf ich den Hund mal sehen?’ kommt dann von selbst.

Für den Erstbesuch empfiehlt sie jedem, sich eine Mappe mit Fotos vom Hund und Infos zum Besuch anzulegen. Sinnvoll sei es, der Einrichtung, die man besuche, Kopien der Impfnachweise, des tierärztlichen Zeugnisses, der Tierhaftpflicht und der Prüfungsurkunde zu überlassen. „Das ist gut, wenn die Einrichtung mal geprüft wird – dann haben die alles gleich zur Hand”, erklärt Stehle. Die medizinischen Fragen klärte am Sonntag eine Tierärztin, im zweiten Block wird Christian Wagenfeld, DRK-Mitglied und Arzt, ein Modul übernehmen. Dort werden dann Fragen wie „Welche Krankheiten übertragen Hunde auf Menschen und umgekehrt?” oder „Was hilft gegen Zecken beim Hund?” beantwortet.

Stehles wichtigste Lektion, die die Teilnehmer mit nach Hause nehmen sollen, ist diese: „Nur ein gesunder Hund darf zum Einsatz.” Stresszeichen sind beispielsweise Hecheln oder Bellen. In der Schulung lernen die Tiere in vielen Praxisübungen, auch in Situationen gelassen zu bleiben, die ihnen sonst Angst machen würden – etwa, sich von vielen Menschen umringen, sich fest drücken oder anschreien zulassen und über unbekannten Untergrund wie eine Folie zu laufen. „Euer Hund merkt sich das. Die Übungen helfen ihm, sicherer zu werden.”

Wichtig für die Besitzer ist es, den Umgang mit Menschen im Rollstuhl oder am Rollator zu üben. Wie gehe ich auf so jemanden zu? Wo läuft der Hund, wenn ich den Rollstuhl schiebe? Wichtige Fragen, bei denen Rollstuhlfahrer Stefan Gruber hilft – er stellte sich am Sonntag als Übungsperson zur Verfügung. Diese praktischen Übungen, bei denen verschiedene Situationen trainiert werden können, schätzen alle Teilnehmer. „Es ist toll, wenn man beispielsweise ausprobieren kann, wie der Hund auf Lärm reagiert. Das geht im normalen Leben sonst nicht”, meint eine Frau.

Die sechs Teilnehmer sind am Sonntagabend platt von den vielen Eindrücken, aber auch begeistert von dem, was sie schon gelernt haben. „Es ist gut, sehr informativ”, sagt Dieter Berns aus Hofstett-Emerbuch. Den Rentner mit Australian Shepherd Emma hat besonders der Film zum Thema „Calming signals” (dt. Beschwichtigungssignale) beeindruckt, den Heidi Stehle am Freitagabend gezeigt hatte: „Es ist sehr interessant, wenn man den Hund beobachtet, was man alles deuten kann, was er ausdrücken will”, sagt er. Für eine Teilnehmerin war schon der Eingangstest eindrücklich: „Als ich da rausgegangen bin, war ich total stolz auf meinen Hund, was er alles kann. Ich glaube, man unterschätzt so ein Tier ganz oft”, sagt sie, und sie ist davon überzeugt: „Die Schulung tut auch der Hund-Mensch-Beziehung gut.”